Sprache setzt sich aus vier Teilbereichen zusammen:
Sind mindestens zwei dieser Bereiche nicht altersentsprechend entwickelt, spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung (SES), bei Kindern unter 3 Jahren von einer Sprachentwicklungsverzögerung. Die Symptome einer SES sind sehr vielfältig. Von Auffälligkeiten in der Artikulation (z.B. Ersetzung der Lautes k durch t („Kamm“ wird zu „Tamm“), über einen reduzierten Wortschatz, Schwierigkeiten im Satzbau bis hin zu einer auffälligen Grammatik (z.B. falsche Markierung der Plural- sowie verschiedener Zeitformen oder Unsicherheit beim Einsatz von Artikeln).
Falls Sie unsicher sind, ob Ihr Kind eine logopädische Behandlung braucht, sprechen Sie am besten mit Ihrer behandelnden Kinderärzt*in oder pädagogischem Fachpersonal. Diese sollten Ihnen Auskunft geben können über die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes.
Therapie:
Bei einer Diagnostik zu Beginn der Therapie werden die Bereiche festgestellt, in denen das Kind sprachlich nicht altersentsprechend entwickelt ist, woraufhin die Behandlung des Kindes mit Sprachentwicklungsstörungen individuell auf das betreffende Kind abgestimmt wird. Generell wird in den einzelnen, spielerischen Therapiesitzungen immer hauptsächlich an einem ausgewählten Problem gearbeitet. Des Weiteren wird dem Kind immer wieder zu nahezu allen fehlerhaften Äußerungen ein sogenanntes „Corrective feedback“ gegeben. Hierbei wird die Aussage des Kindes korrekt wiederholt, ohne das Kind aufzufordern, nachzusprechen. Zum Beispiel:
Kind: „Der Tatze ist bei die Stuhl despringt“ -> TherapeutIn: „Oh ja, die Katze ist auf den Stuhl gesprungen“.
Late Talker, übersetzt “Spätsprecher”, sind Kinder, die rund um den 2. Geburtstag deutlich weniger als 50 Wörter sprechen und keine Zweiwortsätze bilden, während der allgemeine Entwicklungsstand ansonsten unauffällig ist. Ausgeschlossen werden sollten Hörstörungen, tiefgreifende Entwicklungsstörungen oder eine allgemeine Intelligenzminderung. Etwa ein Fünftel aller Kinder sind Late Talker und etwa ein Drittel dieser Kinder holt den sprachlichen Entwicklungsrückstand bis zum 3. Geburtstag auf, wobei sie dann als „Late Bloomer“, also Spätblüher“ bezeichnet werden. Bei den übrigen Kindern bleibt die Sprachentwicklungsverzögerung bestehen und es drohen eine Sprachentwicklungsstörung und weitere Probleme beim Sprach- und späteren Schriftspracherwerb.
Bei der U7, die im Alter von etwa zwei Jahren stattfindet, liegt der Fokus der Untersuchung durch die Kinderärzt*in neben den allgemeinen Untersuchungen der Körperfunktionen auf der Überprüfung der geistigen Entwicklung und vor allem der Sprache:
Therapie:
Late Talker brauchen Unterstützung dabei, Sprache zu entdecken. Im Rahmen einer Behandlung in der Sprachtherapie oder Logopädie wird spielerisch an den kommunikativen Fähigkeiten des Kindes gearbeitet.
Auch die Zeit außerhalb der Logopädiepraxis sollte dazu genutzt werden, dein Kind sprachlich zu fördern. Dazu braucht es einfache Techniken, die alltagsintegriert angewendet werden können, ohne zusätzlich im hektischen Alltag viel Zeit zu kosten.
Um die logopädische Therapie Ihres Kindes optimal zu unterstützen, arbeiten wir mit der Sprachtherapeutin Dani Cullen zusammen, die sich auf die Elternberatung von Late Talkern spezialisiert hat. Hier finden Sie neben einigen sehr lehrreichen Blogeinträgen ebenfalls die Möglichkeit, ein Late-Talker-Coaching im Audioformat zu buchen. Schreiben Sie uns eine kurze E-Mail mit dem Wort „Elternberatung“, um einen exklusiven Rabattcode für das Pocketcoaching und ihre weiteren Angebote zu erhalten.
Bei einer Aussprachestörung (phonetische Störung) wird ein Laut nicht korrekt gebildet, d.h. die Zunge befindet sich nicht in der richtigen Position. Im Deutschen betrifft das vor allem die Laute /s/ (Sigmatismus) und /sch/(Schetismus), aber auch Laute wie /l/, /t/ oder /d/ können betroffen sein. Die Zunge drückt sich bei diesem Lauten entweder zwischen die Zähne oder gegen die Zähne, sodass die Laute undeutlich klingen. Umgangssprachlich wird die falsche Aussprache des /s/ auch “Lispeln” genannt.
Therapie:
Liegt die Ursache der Aussprachestörung an der schwachen Mundmuskulatur, so wird diese zuerst behandelt. Die Artikulation wird verbessert, indem der richtige Bewegungsablauf geübt wird und dann schrittweise über Silben und Wörter in die Sprache übertragen wird.
Die Störung der auditiven Verarbeitung ist ein Oberbegriff für Probleme in der Verarbeitung von gehörter Sprache, die nicht durch eine Hörstörung im klassischen Sinne verursacht wird. Die auditive Verarbeitung umfasst verschiedene Teilbereiche des Hörens wie z B. Lokalisation (Aus welcher Richtung kommt das Geräusch?), Mustererkennung (Erkennen von wiederkehrenden Mustern in der Sprache wie Sätze, Silben etc.), Diskrimination ähnlicher Laute und Worte (z B. Unterscheidung von “b” und “d”), das Speichern von Gehörtem (Wörter oder Sätze merken) und das Hören unter erschwerten akustischen Bedingungen (im Störschall oder bei gleichzeitigem Sprechen mehrerer Sprecher). Von einer AVS spricht man, wenn mindestens zwei Bereiche betroffen sind. Außerdem sollten die Probleme nicht durch Störungen der Aufmerksamkeit oder eine generelle Entwicklungsstörung verursacht sein.
Bei einer Selektionsstörung (Herausfiltern von Information) kann beispielsweise ein Gespräch mit einer Person schwerer oder nicht mehr verfolgt werden, wenn gleichzeitig Hintergrundgeräusche, wie Verkehrslärm, zu hören sind. Kindern mit einer Selektionsstörung fällt es z.B. schwer, in der Schule bei Umgebungslärm Laute aus Wörtern herauszufiltern, d.h. sie verstehen dann nicht, was ein Lehrer sagt.
Bei einer Störung der Diskrimination werden z.B. ähnlich klingende Laute oder Silben (z. B. /p/ – /b/ oder /pa/ – /ba/) nicht als unterschiedlich wahrgenommen. Dies kann dazu führen, dass Gesprochenes nicht verstanden oder auch missverstanden wird.
Therapie:
Mit jüngeren Kindern vor Schuleintritt wird spielerisch am Erkennen von gleichen und ungleichen Elementen der Sprache gearbeitet und der Spracherwerb unterstützt. Die Therapie kann Wortschatz, Reime, erste Übungen zur Wortanalyse wie Länge und Silben, Erkennen von Wörtern in Sätzen oder auch musikalische Elemente umfassen. Bei älteren Kindern wird an den sogenannten Vorläuferfähigkeiten der Schriftsprache gearbeitet. Dazu wird intensiv das Zergliedern von Wörtern in Silben und Laute geübt, das Anordnen, Austauschen und Ersetzen von Lauten in Wörtern, ebenso das Erkennen und Unterscheiden ähnlicher Laute, sowie das Zusammensetzen von Elementen zu Wörtern. Gleichzeitig wird auch die auditive Aufmerksamkeit und die Merkfähigkeit trainiert (z B. ein Wort aus vielen anderen Wörtern heraushören, wichtige Informationen in einer Geschichte merken). Bei Schwierigkeiten im Störschall zu hören kann auch eine Versorgung mit speziellen Hörhilfen, die die Stimme des Lehrers verstärken (FM – Anlage) sinnvoll sein.
Hier werden zwei verschiedene Störungsbilder unterschieden:
Stottern und Poltern.
Stottern:
Beim Stottern treten Symptome wie unfreiwillige Wiederholungen, Dehnungen und Blockierungen auf (Primärsymptomatik).
Meist sind diese auch von Begleitsymptomen wie ganzkörperlicher Anspannung und dem Vermeiden von sozialen Situationen oder einzelnen Wörtern geprägt (Sekundärsymptomatik).
Auch bei Kindern gibt es eine Phase, in der sie unflüssig sprechen. Das Entwicklungsstottern bezeichnet das phasenweise Auftreten von altersgemäßen Sprechunflüssigkeiten während der Sprachentwicklung, welche meist im Alter zwischen 2 und 4 Jahren auftreten können. In der Sprachentwicklung treten bei annähernd allen Kindern Symptome auf, die dem „Stottern“ ähnlich sind. Entwicklungsstottern zeichnet sich zum Beispiel durch Wiederholungen von Wörtern, Silben und Satzteilen und Unterbrechungen des Redeflusses aus.
Weitere Informationen zum Thema Stottern finden Sie bei der Bundesvereinigung Stottern und Selbsthilfe e.V. (-> Verlinkung zu https://www.bvss.de/)
Therapie:
Die wichtigsten Therapierichtungen gliedern sich in die Stottermodifikationstherapie, welche einen offenen Umgang mit dem Stottern, den Abbau von Sprechängsten und von Sekundärsymptomatik sowie das Erlernen von Sprechtechniken vorsieht und Fluency Shaping Therapie, welche das Erlernen einer neuen, ganzheitlichen Sprechweise anstrebt.
Poltern:
Poltern äußert sich durch erhöhte Sprechgeschwindigkeit, Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern. Zudem treten häufig viele Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln sowie dem Stottern ähnliche Unterbrechungen auf. Es wirkt, als rede der/die Betroffene schneller als er/sie denkt.
Therapie:
Die Therapie zielt auf die Besserung des Sprechablaufs und der Artikulation über gezielte Steuerungsvorgänge.
Sinnvoll ist hierbei der begleitende Einsatz von audiovisuellen Medien zur Förderung der Selbstbeobachtung und Eigenkontrolle.
Bei einer funktionellen orofazialen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen (Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur).
Eine Aussprachestörung (Sigmatismus/ Schetismus) kann zudem auftreten.
In vielen Fällen stellt die Zahnärzt*in oder Kieferorthopäd*in eine veränderte Zahnstellung fest, welche durch einen Zungenvorstoß gegen die Zähne ausgelöst worden ist. Der permanente Zungendruck gegen die Zähne führt langfristig zu Zahnfehlstellungen und kann häufig nur durch eine logopädische Therapie behoben werden. Wenn eine stark verminderte Lippenspannung eine Mundatmung auslöst, kann die Atemluft nicht mehr von der Nase befeuchtet und gereinigt werden. Häufige Infekte sind meistens die Folge. Auch hier ist Therapie indiziert.
Therapie:
Die Therapie umfasst verschiedene Ansätze:
Übungen zur Muskelkräftigung und -koordination: Die Therapeut*in führt gezielte Übungen durch, um die Muskulatur im Mund- und Gesichtsbereich zu stärken und ihre Koordination zu verbessern. Dies kann das Training der Zungen- und Lippenmuskulatur, das Üben von bestimmten Bewegungsabläufen oder das Arbeiten mit speziellen Übungsgeräten beinhalten.
Korrektur von Fehlfunktionen: Die Therapeut*in hilft der Patient*in, ungünstige Bewegungsmuster und Fehlfunktionen im Mund- und Gesichtsbereich zu erkennen und zu korrigieren. Dies kann zum Beispiel das Erlernen einer korrekten Zungenruhelage, einer richtigen Schlucktechnik oder einer angemessenen Lippenposition umfassen.
Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung: Die Patient*in wird dazu angeleitet, sich bewusst mit seiner/ihrer Mund- und Gesichtsmuskulatur auseinanderzusetzen und diese besser wahrzunehmen. Dies kann durch verschiedene Übungen und Techniken erreicht werden, wie zum Beispiel das Tasten bestimmter Muskelgruppen, das Visualisieren von Bewegungen oder das Einsetzen von Spiegeln zur Selbstbeobachtung.
Integration in den Alltag: Die erlernten Techniken und Übungen werden in den Alltag der Patient*in integriert, um eine langfristige Verbesserung zu erreichen. Die Therapeut*in unterstützt die Patient*in dabei, die neu erworbenen Fähigkeiten in verschiedenen Situationen anzuwenden, wie beim Essen, Sprechen und Schlucken im Alltag.
Eine kindliche Stimmstörung liegt vor, wenn die Leistungsfähigkeit der Stimme eingeschränkt und ihr Klang verändert ist. Die Stimmfunktionen, Tonhöhe und Lautstärke sind meistens erheblich beeinträchtigt. Zusätzlich ist die stimmliche Belastbarkeit reduziert, was im Alltag zu kommunikativen Einschränkungen führt. Dabei zeigen Kinder in der Regel eine auffällig vertiefte Stimmlage, eine verkürzte Sprechatmung und eine erhöhte Muskelspannung.
Therapie:
Es wird an der Körperspannung, Atmung, Artikulation und Stimmgebung gearbeitet. Das Kind lernt auf spielerische Art und Weise, welche Regeln es beim Stimmgebrauch zu beachten gilt und wie es bewusst Tonhöhe, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit einsetzen kann. Hier wird viel mit Vorstellungshilfen gearbeitet, z.B. spricht der Löwe laut, die Maus leise, der Bär tief, usw.